Warum wir Tiere erst wertschätzen, wenn sie im Wohnzimmer liegen
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In der Nähe verlieren Tiere ihre Fremdheit.
Plötzlich begreifen wir, wie wertvoll sie sind – weil sie Teil unserer Intimität werden.
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Wir brauchen offenbar Nähe, um Empathie zu empfinden.
Solange das Tier draußen ist, nennen wir es „Bestand“.
Sobald es im Wohnzimmer liegt, nennen wir es „Familie“.
Wir sagen, wir lieben Tiere.
Aber eigentlich lieben wir ihre gezähmte Version – die, die nicht stört, nicht riecht, nicht fordert.
Erst wenn das Wilde auf einem Sofa liegt, beginnen wir, über Schutz zu sprechen.
Vielleicht, weil wir dann spüren, dass es genauso zerbrechlich ist wie wir.
Das Paradox der Zuwendung
Wir schützen, was wir besitzen.
Wir vergessen, was frei ist.
Und so geschieht es, dass ein Löwe im Kunstwerk mehr Mitgefühl weckt als einer in der Savanne.
Unsere Zuneigung hängt von Entfernung ab.
Je näher das Tier, desto größer die Fürsorge.
Doch echte Liebe zur Natur müsste genau umgekehrt funktionieren:
Sie beginnt dort, wo wir keinen Nutzen, keine Kontrolle, keine Sicherheit haben.
Zwischen Sofa und Wildnis
Vielleicht brauchen wir diese surrealen Bilder – Tiere auf Sofas, Löwen in Galerien, Giraffen im Betonraum –, um wieder zu begreifen, was wir verloren haben: den Blick für das, was außerhalb unserer Wände lebt.
Brandhoek zeigt nicht das Absurde, sondern das Ehrliche:
Dass wir erst dann Mitgefühl empfinden, wenn das Fremde greifbar wird.
Und dass vielleicht genau darin der Schlüssel liegt, Natur wieder zu schützen –
nicht, weil sie uns gehört,
sondern weil sie uns ansieht.
Was als Gedanke begann, wurde zu einer Haltung, die bleibt.